Gehen wir von dem aus, was auf dem Umschlag beiläufig zum Titel gedruckt steht, handelt es sich also um eine Anthologie. Nehmen wir das mal wörtlich und übertragen es nach seiner ursprünglichen Bedeutung in Blütenlese – zusammengesetzt aus eben Blüte und lesen. Weitergedacht würde das Buch, oder vielmehr sein Inhalt, einen buntgescheckten Strauß ergeben. Das Buch: sich vorgestellt als ein üppiger Strauß – der alsbald schon die Hände überwuchern wird: voll des Unkrauts, gesprossen aus den Ritzen morbider Mauervorsprünge und verfugter Betonplatten der Großstädte; Moosflechten, sich ausbreitend am Rande des der Wetterseite ausgesetzten Fensterrahmens; dem Kaffeehaustischväschen entliehener Nelkenduft; der aus den Vorstädten führenden Schüttwege einsäumenden Wegwarten, Brennesseln und Ginster; die von Wiesenschaumkraut überzogene Aue; Landstriche von Rapsfeldern überflutet, durchädert von aufgelassenen Bahndämmen; auch das im Loft sich befindende Katzengras ist dabei … das alles läßt sich finden.
Eine erstaunliche Vielfalt, nicht? Früchtetragende neben Keimlingen; bereits getrocknete, gepreßte Halme aus dem Notizbuch gerissen …
Sagen wir einmal anders: Das Buch beinhaltet – zwischen Fiktion und Reportage – Geschriebenes von Autorinnen und Autoren dreier Generationen. Wissend über diesen Spagat, räumen wir uns über Bedenken hinweg einiges ein – eines aber nicht: in Willkür gehandelt zu haben. Das ist, wenn Sie so wollen, unser Anliegen. Was zeichnet diese Buchreihe zudem aus? »Werbefrei und unabhängig von Buchboutiquen und -discountern«, ließe sich da anmerken. Und: Jede Ausgabe zeigt sich im wandelndem Gewand. Jeder Band bekommt einen Titel, sodaß man ihn beim Namen nennen kann – dadurch ergibt sich eine Bezugnahme, wenn auch nur eine lose hinzugedachte.